Gedanken zu den Small World Realities

Darf ich vorstellen: die kleinen Leute!
Nur knapp 20 mm groß müssen sie manchmal echt kämpfen.
Viele Dinge, die uns einfach und nebensächlich erscheinen, sind für sie oft schon unüberwindliche Hindernisse. Und erst die richtigen Probleme!
Mit meinen Bildern möchte ich die alltäglichen Erlebnisse – nicht nur der kleine Leute – erzählen.
Wie oft quälen wir uns durch den Alltag und wie oft kommen uns schon kleinste Ereignisse als große Probleme vor. Die verpasste Bahn, der Stau, ein defektes Gerät.
Eigentlich alles keine großen Sachen, außer vielleicht in der Summe, oder wenn man genau dann eigentlich was Wichtiges vorhat.
Oder, wenn man nur 20 mm klein ist…!
Plötzlich sind die kleinsten, unbedeutendsten Nebensächlichkeiten riesig groß. Von den möglichen Gefahren, die einem bei dieser Größe drohen, mal ganz zu schweigen. Wie schnell wird man übersehen? So konnte neulich der Superheld Superbelly gerade noch verhindern, dass eine Frau überfahren wurde! Nicht größer als seine Artgenossen, aber mit Superkräften ausgestattet, die uns neidisch werden lassen, eilt er seinen Mitmenschen zu Hilfe, wo er nur kann. Ein Full-time-Job!
Er ist der Antiheld schlechthin. Ein dickes Männchen, dessen hautenges Superheldenkostüm seine Figur nicht gerade schmeichelhaft betont, der aber unermüdlich seine Pflicht erfüllt. Und ist es nicht oft so im Leben, dass es die Unscheinbarsten sind, die am Ende des Tages die wichtigsten Dinge gestemmt haben? Oft ohne dass es groß auffällt?
Dabei gibt es doch immer wieder Erstaunliches zu entdecken, schaut man nur genauer hin!
So konnte ich neulich am Insektenhotel eine Elfe entdecken! Sie glauben mir nicht? Ich habe sie fotografiert!
Vielleicht muss man sich manchmal einfach die Zeit nehmen. Bewusst runterfahren, eine Pause machen. Nur ein paar Minuten sollen ja schon helfen, dem Stress entgegen zu wirken.
Zum Beispiel beim Betrachten meiner Bilder…
Sie sehen, man kann viel lernen von den kleinen Leuten. Egal wie groß die Herausforderungen auch sein mögen, sie lassen sich nicht unterkriegen. Und egal, wie seltsam es auch auf den ersten Blick aussehen mag, sie sind sehr variantenreich und bieten immer wieder was Neues und lassen einen staunen – die Small World Realities.
Miniaturfiguren im Maßstab 1:87 (Figurgröße 20 mm), fotografiert in unserer normalen Welt, erzeugen eine teils bizarre und absurde Realität. Die Darstellung oft alltäglicher Begebenheiten, wie das Verpassen einer Bahn oder das Entsorgen von aus der Sicht der Müllmänner riesigen Mülls sollen uns zeigen, dass wir die Bedeutung solcher Missgeschicke oft überbewerten und vielleicht gelassener sehen sollten. Manche Bilder, wie etwa die Landung von UFO’s oder der Antiheld Superbelly sind einfach nur zum Schmunzeln. Wieder andere, wie die Flucht aus der Tristesse mit Hilfe eines Kaugummis oder die Trennung der einzelnen Individuen durch die digitale Welt lassen uns vielleicht auch etwas nachdenklich zurück…
Die Auseinandersetzung mit dem Motiv und den Gegebenheiten setzt oft ein langes Hineinarbeiten in die jeweilige Situation voraus. Manchmal ist eine Idee schnell vorhanden, lässt sich aber nur schwer umsetzen (manches Bild habe ich deshalb in mehreren Jahren noch nicht zu meiner Zufriedenheit erstellt). Andere wiederum sind ruckzuck im Kasten. Auch kommt man durch das Kauern auf der Erde (die meisten Bilder entstehen nun mal auf Augenhöhe der Protagonisten) immer wieder mit Passanten ins Gespräch die sich erst fragen, warum liegt der da auf der Straße – und dann erst Kamera und Figur wahrnehmen.
Dem Versuch, die Motive direkt so zu gestalten, dass es keiner Nachbearbeitung bedarf, stehen oft der Wind oder andere widrige Bedingungen entgegen. So manche Figur ist diesen Gegnern schon zum Opfer gefallen, zumal sie oft ausgesetzt auf Brückengeländern oder an steilen Wänden zum Einsatz kommen. So hat z.B. die Flut der Nordsee schon mehrere Surfer ins Verderben gerissen und so manche neugierige Hundenase den einen oder anderen Wanderer einfach inhaliert.
Daher kommt doch immer noch Photoshop zum Einsatz und sei es nur, um die sichtbaren Reste des Klebestifts zu retuschieren, auf oder an denen inzwischen fast alle Figuren stehen, sitzen oder hängen.
Richard Welde
Fotodesign, SportBeruflich als Konstrukteur im Maschinen- und Anlagenbau eingespannt, suche ich zum Ausgleich die Natur. Neben der Fotografie und dem Sport liebe ich einfach das „Draußensein“. Trailrunning, Wandern, Fahrradfahren, z. B. zur Arbeit. Ich liebe die Berge und das Meer und versuche, nachhaltig zu leben. Fotografisch beschäftige ich mich gerne mit einem Thema, auf das ich mich dann konzentriere.