Trailrunning

Veröffentlicht von Richard Welde am

Neulich im Laufrevier, eine kleine Laufgeschichte

Es ist Mitte März, später Nachmittag, ca. 5 – 6° C, aber ausnahmsweise Mal kein Regen.
Der Boden ist natürlich überall feucht und weich. Eigentlich sehr gut zum Laufen. Auch für die Gelenke, aber hin und wieder gibt es dann doch Stellen, wo der Regen der letzten Wochen nicht abfließen konnte. Da sieht es dann so aus…

Trailrunning

Hier kommt man noch halbwegs gut durch, irgendwer hat Äste hingelegt.
Manchmal kann man über einen umgekippten Stamm laufen…

Meist aber nicht, dann muss man da durch.
Für mich heißt das, nach jedem Lauf Schuhe reinigen.
Daher werde ich oft schief angeschaut, wenn ich bis an die Knie vollgematscht bin.
Aber es macht Spaß! Ja wirklich.

Sturmtief Klaus

Auch neulich, da war das Sturmtief Klaus.
Da bin ich bei Sturm und fiesem Regen bei vielleicht 8° C im Wald gelaufen. Pitschnass, verdreckt, unterwegs auf Trampelpfaden wie diesem.

Der Trail

Nur mit dem Unterschied, dass die Pfade Bäche waren und die Bäume unter dem Wind ächzten.
Nun mag man denken, naja, verrückt, wenn da ein Baum umfällt, oder ein großer Ast abbricht.
Ja, stimmt natürlich, aber ich bin 51 Jahre alt und habe mein ganzes Leben lang viel Zeit im Wald verbracht, schon als Kinder sind wir viele Stunden, auch im Dunkeln und bei jedem (!) Wetter, im Wald „verschollen“. Damals hat sich da keiner große Gedanken gemacht, außer, wir waren zu spät zum Abendessen zurück…
Seither kenne ich wirklich jede Situation im Wald. Dazu kommt ja auch noch, dass ich als Natur- und Landschafts- und Wildlifefotograf auch oft im Wald unterwegs bin. Abseits der Wege, zu jeder Tages- und Nachtzeit!
Bedenklicher als mich, der schnell läuft und auch schnell reagieren und ausweichen kann, weil im Training, finde ich die älteren Damen und ihre kurzbeinigen Hündchen, die mir bei dem Wetter entgegenkommen!
Auch mit einem Auto bei Sturm unter Bäumen durchfahren, ist in meinen Augen gefährlicher, denn wenn ein Baum fällt hört man es im Auto nicht knacken… Der ist schon halb auf mich draufgefallen, bevor ich das bei Tempo 70 merke. Ausweichen?
Fehlanzeige!
Aber hier wollte ich eigentlich nicht hin, das ist ein anderes Thema.

Laufen und das Leben

Ich war bei vollgematscht.
Das ist eben Trailrunning!
Auf jeden Fall besser als die heißen, trockenen Sommer, wo alles staubt. Harte Böden, trockene Luft, heiß. Ich mag es zwar heiß, aber das Laufen ist dann nicht wirklich meins. So viel kann man gar nicht trinken, dass man kein Kratzen im Hals hat… Kühl und feucht ist mir da lieber!
Wenn ich dann im Winter noch im Dunkeln laufen kann, perfekt!
Ganz früh morgens, wenn noch keiner unterwegs ist, oder abends, im dunklen Wald. Die Geräusche, die Gerüche, all das nimmt man viel besser wahr, wenn die Augen nicht der Hauptsinn sind.
Das schult alle Sinne und ich merke, dass ich überall besser zurechtkomme.
Training fürs Leben, sozusagen.
Ich nehme auf dunklen Straßen mehr wahr und kann besser und schneller reagieren.
Den Geruchsinn, das Gehör, wichtige Sinne, die wir zu oft außer Acht lassen. Meist sind die Sinneswahrnehmungen um uns herum ohnehin zu viele und unser Gehirn sortiert unterbewusst aus.
Dann wird vielleicht auch der viel zu schnelle SUV, der da von hinten kommt, aussortiert…
Dazu hilft einem das Laufen auch noch auf andere Art und Weise im Alltag. Wie?
Laufen, besonders das Trailrunning heißt, laufen in teils schwierigem Gelände, Höhenmeter (zugegeben in unseren Breiten nicht die Welt) und teils längere Strecken.
Sprich: ich muss mich überwinden und den inneren Schweinehund besiegen, Ausdauer beweisen und meine Kräfte einteilen, mich durchbeißen.
Wenn ich das übertragen kann auf meinen Job, mein Privatleben, den Alltag im Allgemeinen, dann habe ich weniger Stress, bin nicht so schnell ausgepowert und habe auch in nervigen Situationen einen längeren Atem.
Von den gesundheitlichen Aspekten mal ganz abgesehen…

Laufen und die Gesundheit

Laufen ist gut für das Herz-Kreislaufsystem, die Lungenfunktion, das weiß jeder. Nachweislich erkranken Läufer allerdings auch seltener an Diabetes und Nierenleiden etc. Inzwischen weiß man sogar, dass Laufen gegen Krebs helfen kann! Ich rede jetzt von „meinem“ Laufen, 10 – 12 km alle 2 – 3 Tage, meist im Dauerlauftempo, denn schnell ist beim Trailrunning zweitrangig, nur auf Asphalt laufe ich schon mal schneller oder mache Tempotraining. Zum Beispiel auf den Stücken geteerter Wege zwischen zwei Waldpassagen.
Natürlich gibt es Läufer, die da nur müde schmunzeln. Ambitionierte und professionelle Läufer haben natürlich andere Wochenkilometer, aber ich habe festgestellt, dass meine Laufumfänge zeitlich perfekt in mein Lebenskonzept passen und ich von den typischen Läuferproblemen weitestgehend verschont bleibe.
Natürlich knickt man schon mal um, auch hatte ich mal ziemlich lange mit einer Plantarsehnenfasciitis zu tun und hier und da zwickt natürlich immer was, ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste 😉, aber grundsätzlich bin ich topfit. Fast nie krank, alle Jubeljahre mal eine Erkältung, ich schnaufe nicht, wenn ich mal eine Treppe hochmuss, auch nicht mit FFP-2 Maske und meine Muskulatur und der Sehnenapparat ist durch das Laufen auf dem unebenen Untergrund in den vielen Jahren auch viel stärker geworden. Generell stelle ich fest, dass ich gegenüber teilweise viel Jüngeren viel fitter bin und da ich im Job viel sitze, ist das Trailrunning der perfekte Ausgleich. Inzwischen habe ich zwar einen höhenverstellbaren Bürotisch, aber dennoch sitzt man zwischendurch immer wieder. Und länger als 30 Minuten am Stück sitzen ist nachweislich schlecht und mit das ungesündeste, was wir unserem Körper antun können. Auch mein Rücken kann davon ein Lied singen! Was ich auch sofort merke, wenn ich mal einige Zeit nicht Sport gemacht habe und viel sitze…
Und dann ist da noch die Entspannung. Beim Laufen schaltet man runter, der Kopf wird frei, die Probleme verschwinden, oder, wenn man drüber nachdenkt, kommen einem vielleicht sogar Lösungen!

Laufen mit den Jahreszeiten

Nach dem langen Winter freue ich mich nun natürlich auch auf den Frühling. Bisher ist der ja noch nicht so richtig ins Rollen gekommen, aber es gibt auch schon hier und da Lichtblicke, die ersten Knospen gehen auf und das erste frische Grün ist zu sehen. So sehr ich den Winter als Laufzeit mag, es ist unbezahlbar im Wald zu laufen, wenn alles wieder grün wird, die Vögel singen und es nach Frühling duftet (ich werde auch dann wieder Fotos machen, ich versprech‘s). Dann wird das Laufen zum Waldbaden, welches in Japan schon lange auf Rezept verfügbar und nachweislich sehr gesund ist. Aber, man sieht auch hier und da schon ein paar Blüten. Schneeglöckchen sind schon wieder weg, Buschwindröschen hier und da und diese hübschen Glöckchen.

Pieris japonica

In diesem Fall handelt es sich allerdings um die immergrüne Pieris japonica, die, wie der Name sagt, unter anderem aus Japan kommt. Schon wieder Japan!
Wahrscheinlich ist dieser Strauch eine Wildsaat aus einem der umliegenden Gärten. Leider, wie viele exotische Pflanzen, für unsere Tierwelt völlig wertlos, da giftig, selbst für Vögel. Ob Insekten was damit anfangen können? Ich habe keine Ahnung…
Jetzt versuche ich mal, den Bogen zurück zum Anfang zu finden und diese Runde abzuschließen.

Fazit

Die Runde dauerte etwa eine Stunde, war durch einige Fotopausen unterbrochen und ziemlich genau 10 km lang. Im Schnitt also eher langsam, aber, wenn ich eine Bestzeit hätte laufen wollen, wäre ich nicht zum Fotografieren stehengeblieben. Immerhin, diesmal bin ich tatsächlich trocken geblieben, zumindest von oben, aber auch die Schuhe waren nur minimal dreckig, so dass ich aufs Reinigen verzichtet habe.
Und wie habe ich mich gefühlt?
Der Kopf war frei, nichts tat weh, die heiße Dusche hinterher war ein Traum und das Essen hat geschmeckt! Anschließend konnte ich mich entspannt auf die Couch legen und den Abend genießen…
Leute, geht Laufen!

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Richard Welde

Von Beruf bin ich Konstrukteur im Maschinen- und Anlagenbau. Meine Hobbies sind Fotografie, Sport (Trailrunning und Wandern in den Bergen, Fahrradfahren + Fitness), American Football und Oldtimer. Als fotografische Schwerpunkte würde ich Natur und Landschaft, (Wild)tiere, Nachtfotografie, Schwarz-weiss, Technik, Sport, Industrie und Lost Places, sowie Zeitgenössig-Pop Art und spezielle Projekte nennen. Immer wieder probiere ich neue Dinge aus.

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